Schneeschuhwandern am Arber - www.dogxaid.org

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Schneeschuhwanderung in Bodenmais 2009




Schneeschuhwanderung -

nicht nur für 2-Beiner ein großer Spaß!


*** eine Art Tagebuchbericht von Peggy ***


 


 

Vorgeschichte

Ende September 2008 geht der Verein Dogxaid e.V. mit der Idee, im bevorstehenden Winter eine Schneeschuhwanderung für blinde Menschen mit ihren Führhunden zu veranstalten, schwanger.
In der nächsten Zeit wird fleißig recherchiert, es folgen verschiedene Anfragen sowie Gespräche und schließlich kann konkret geplant werden.
Im Dezember 2008 sind alle organisatorischen Hürden genommen und es liegen genügend Anmeldungen vor. Wir können „unser Kind" also auf eigene Füße stellen!


Donnerstag, 5. Februar 2009

Der verspätete ICE nimmt Kurs auf Passau. Hinter dem Ellchen (meine Blindenführhündin) und mir liegt - auf dem ersten Abschnitt begleitet von
Jacqueline und Grace - eine etwa sechsstündige Fahrt. Vor uns liegt ein
verlängertes Wochenende im Bayerischen Wald - unsere Schneeschuhwanderung, auf die ich mich schon lange riesig freue!

Doch vorher legen wir noch einen Kurzbesuch bei Gerlinde, Alex, Mowgli und Quinti ein.

Nach dem Abendessen fahren Alex, das Ellchen und ich nach Pocking. Dort treffen wir Mitglieder des Alpenvereins/Ortsgruppe Pocking. Einige von ihnen werden uns am Samstag begleiten.
Die Begrüßung ist herzlich. Es gilt letzte organisatorische Dinge zu besprechen und sich gegenseitig zu beschnuppern. In gemütlicher, lockerer Runde beantworten Alex und ich aufkommende Fragen, denn die Begleitung Nichtsehender ist für die Mitglieder des Alpenvereins „Neuland". Darüber hinaus bekomme ich Gelegenheit, mir schon einmal einen Schneeschuh "anzusehen".
Mein Bauchgefühl, auf das ich mich [fast] immer verlassen kann, sagt mir: Wir werden am Samstag eine schöne Zeit und viel Spaß miteinander haben. An diesem Abend brauchte kein Eis gebrochen werden!


Freitag, 6. Februar 2009 

Es geht los!

Am Mittag fahren Alex, das Ellchen und ich mit dem Zug erst einmal nach Passau.
Die reichlich zwei Stunden Wartezeit überbrücken wir mit einem kleinen Bummel durch das in Bahnhofsnähe gelegene Einkaufszentrum.

Kurz nach 15:00 Uhr geht es schließlich weiter nach Plattling. Gerlinde und Patricia warten schon auf uns. Gemeinsam nehmen wir so nach und nach weitere Teilnehmer aus Nah und Fern im Empfang: Achim mit Führhund-Rententier Fido, Tany mit Kira, Jacqueline mit Führhündin Grace und Sascha mit Führhund Bruno.

Im fast kompletten Rudel fahren wir mit dem Zug über Zwiesel nach Bodenmais.

Das Gepäck der Meisten sowie Mowgli und Quinti werden von Gerlinde mit dem Auto pilotiert. Tom und sein Hund Gary reisen ebenfalls mit dem PKW an.

Somit beziehen neun erwartungsvolle 2-Beiner mit ihren acht Labrador Retrievern im Hotel „Waldesruh" in Bodenmais - http://www.hotel-waldesruh.de - Quartier.

Das Haus ist sehr verwinkelt, was das selbstständige Orientieren für uns Nichtgucker nicht gerade leicht macht. Zudem sind unsere Zimmer über drei Etagen verteilt.

Doch alles spielt sich mit der Zeit ein und unsere Hunde wissen ziemlich schnell, wo's lang geht.

Und - ich nehm' es mal vorweg - wenn doch mal Unterstützung gebraucht wird, ist das Personal freundlich und hilfsbereit zur Stelle.

 Nach einem leckeren Abendessen verplaudern wir die Zeit bis zum letzten Gassi- und Schlafengehen.

 
Samstag, 7. Februar 2009

Während wir frühstücken, kommen unsere Begleiter aus Pocking und Umgebung im Hotel an. Sie sind zu sechst: Claudia, Thomas, Frank, Hans und 2 x Albert. Alle - natürlich auch wir - sind gespannt auf das, was uns gemeinsam erwartet und freuen sich auf diese neue Herausforderung und Erfahrung.

Doch vorher trennen sich unsere Wege noch einmal für ein paar Minuten.

Die Mitglieder des Alpenvereins sowie Gerlinde, Quinti, Mowgli, Tom und Gary fahren mit den Autos zum Treffpunkt, dem Parkplatz Schönebene. Alle anderen nehmen den Bus - der Fahrer hat mit Sicherheit noch nie ein fünfköpfiges Labradörchensrudel an Bord gehabt. :-)))

Am Parkplatz angekommen, wird zunächst die Ausrüstung (Schneeschuhe und Stöcke, die vom Alpenverein zur Verfügung gestellt werden --> an dieser Stelle nochmals vielen Dank dafür!) individuell angepasst.


Bild 1: Beim Schneeschuhe-Anpassen auf dem Parkplatz - Autos im Hintergrund - Achim, Fido, Thomas, dahinter Sascha


[Bild 1: Beim Schneeschuhe-Anpassen auf dem Parkplatz - Autos im Hintergrund - Achim, Fido, Thomas, dahinter Sascha]


Erste Gehversuche werden unternommen. Ich habe es mir schwieriger vorgestellt, damit zu laufen. Aber es geht ganz prima!
10:30 Uhr. Alles passt. Jeder der Nichtsehenden hat einen Begleiter der Pockinger Bergfreunde an seiner Seite. Wir können also starten!

Da Tom und Quinti nicht so gut zu Fuß unterwegs sind, bleiben sie nur anfangs bei unserer Gruppe. Stattdessen schauen sie sich mit Gerlinde und Gary in aller Ruhe die Umgebung an.

Etwa das erste Drittel unserer Gesamtstrecke legen wir noch ohne Schneeschuhe zurück.

  
Bild 2: Kurzer Halt unterwegs - alle stehen auf dem vereisten Waldweg – rechts und links tiefer Schnee

 
[Bild 2: Kurzer Halt unterwegs - alle stehen auf dem vereisten Waldweg - rechts und links tiefer Schnee]


Kira, Grace, Ellchen, Mowgli, Bruno und Fido haben vom ersten Meter an Freilauf. Und diesen genießen alle sechs mit Wonne: Sie rennen, toben, schnüffeln, jagen und kugeln sich durch den tiefen Schnee, laufen mal brav mit der „Meute" mit, mal sind sie uns ein Stück voraus oder bleiben etwas zurück. Alles ganz friedlich und harmonisch - einfach schön, das so zu erleben!

Doch auch wir Schneeschuhwanderer genießen das fröhliche Miteinander. Nicht nur Frank und ich unterhalten uns angeregt und intensiv über unseren Alltag; auch alle anderen haben sich natürlich viel zu erzählen.
 

Bild 3: Schneeschuhe anziehen auf dem Weg. Rechts geht es bergauf, links bergab, Schnee im Sonnenschein.


[Bild 3: Schneeschuhe anziehen auf dem Weg. Rechts geht es bergauf, links bergab, Schnee im Sonnenschein.]

Passend zu dieser Atmosphäre zeigt sich inzwischen die Sonne, und zwar von ihrer strahlendsten Seite! Was will man mehr!?

Wir kosten das aus und machen eine Rast, um uns etwas zu stärken.

Jetzt kommen endlich die Schneeschuhe zum Einsatz. Unsere Mensch-Hund-Karawane zieht weiter. Wir bahnen uns, meist in einer langen Reihe hintereinander laufend, auf einem Rundkurs den Weg durch den noch tief verschneiten Winterwald.

 
Bild 4: Tom und Patricia lernen vom Schneehügel zu springen. Patricia steht auf dem Hügel, Tom beobachtet das Ganze von unten
 

[Bild 4: Tom und Patricia lernen vom Schneehügel zu springen. Patricia steht auf dem Hügel, Tom beobachtet das Ganze von unten.]


Gelegentlich bleiben wir stehen und lassen die Natureindrücke auf uns wirken: Es ist idyllisch; ganz still, manchmal ist ein Vogel zu hören. Nur die Glöckchen der vereinzelt spielenden (Führ)Hunde durchbrechen diesen Zauber.
 

Bild 5: Komplette Truppe von hinten auf Schneeschuhen mit Stöcken zwischen Bäumen


[Bild 5: Komplette Truppe von hinten auf Schneeschuhen mit Stöcken zwischen Bäumen,
Hunde toben voraus.]

 

Solche Augenblicke möchte man einfach nur festhalten und in den oft doch ziemlich hektischen Alltag mitnehmen!

Außerdem sind unsere Begleiter vom Alpenverein gespannt, ob wir Nichtsehenden verschiedene Bäume durch Ertasten erkennen können - sie werden nicht enttäuscht.

Wir kommen später z.B. auch an einem 150 Jahre alten Baum, den Jacqueline und ich gerade so zusammen umfassen können, vorbei.


Bild 6: Peggy und Jacqueline umarmen den alten Baum


[Bild 6: Peggy und Jacqueline umarmen den alten Baum.]



Diese Stelle wählen wir für einen weiteren Zwischenstopp. Die mitgebrachten Vorräte werden freundschaftlich geteilt. Wir stärken uns mit leckeren selbstgebackenen Nussecken. Dazu gibt es heißen Tee, Glühwein, Wasser oder auch ein Schnäpschen. Einige der Hunde sitzen bettelnd in unserer Mitte und hoffen, dass ihr Blick jemanden erweichen kann.
 

Bild 7: Fido, Grace und Bruno voller Erwartung…


[Bild 7: Fido, Grace und Bruno voller Erwartung...]

 
Die anderen Vierbeiner haben anscheinend - auch nach nun mehr als drei Stunden Bewegung im glitzernden Weiß - noch immer genug Energie und spielen ausgelassen im Tiefschnee.


Bild 8: Komplette Truppe von vorn am Waldrand, Hunde rechts und links tobend

 
[Bild 8: Komplette Truppe von vorn am Waldrand, Hunde rechts und links tobend]



Jede Wette: Die werden heute glückselig schlafen!

Bestens gestärkt, nehmen wir den letzten Abschnitt unserer Wanderung in Angriff. Irgendwann lassen auch bei den Hunden die Kräfte nach. Sie reihen sich in unserer Mitte ein und laufen ruhig in der Spur mit.
 

Bild 9: Truppe von hinten, Hunde bereits zwischen den Menschen mitlaufend


[Bild 9: Truppe von hinten, Hunde bereits zwischen den Menschen mitlaufend]



14:30 Uhr. Wir erreichen den Endpunkt unserer Schneeschuhtour, das Aktivzentrum bzw. Bretterschachten. Wir waren vier Stunden unterwegs. Die ersten Schritte ohne Schneeschuhe fühlen sich komisch an...

Alle sind absolut begeistert und zufrieden. Es war irre schön und hat riesigen Spaß gemacht!

Während unsere Begleiter die Schneeschuhe usw. wieder sorgfältig im Auto verstauen und zum Hotel zurück fahren, machen wir uns, erneut per Bus, auf den Rückweg in unsere Unterkunft.

Dort sitzen wir nach einer kurzen Verschnaufpause im Restaurant zusammen und lassen das Erlebte noch einmal Revue passieren. Auch werden die netten Unterhaltungen von unterwegs fortgesetzt. Wir Nichtsehenden haben ein paar alltägliche Hilfsmittel dabei, die wir unseren sehr interessierten Bergfreunden gern zeigen und näher erklären. Und nicht zuletzt brüten wir schon weitere gemeinsame Aktivitäten aus.

Bevor es - für dieses Mal - Abschied nehmen heißt, übergibt Alex im Namen aller Teilnehmer Claudia, Thomas, Frank, Hans und den beiden Alberts ein Geschenk für ihren tollen, persönlichen Einsatz! Doch sie nehmen auch viele neue Eindrücke und Erfahrungen mit nach Hause. Genau wie wir.

Mein Bauchgefühl hat mich nicht versetzt. Hinter uns liegt ein wirklich schöner, erlebnisreicher Tag mit "alten" und neuen Freunden! Zu Hause wird es viel zu erzählen geben. Was bleibt, sind Erinnerungen an die netten Stunden mit sympathischen, unverkrampften, begeisterten Begleitern.

Es wäre sehr schön, wenn sich aus dem gemeinsamen „Schneeschuhwander-Projekt" von Dogxaid und den Mitgliedern des Alpenvereins/Ortsgruppe Pocking tatsächlich eine weitere Zusammenarbeit ergibt. Neue Ideen für Aktivitäten unterschiedlicher Art gibt es beiderseits jedenfalls schon mal genug!

Und vielleicht entwickeln sich nach dem heutigen Tag auch freundschaftliche Kontakte auf privater Ebene. Ich werde auf jeden Fall mein Bestes dafür geben!

Auch diesen Tag lassen wir nach dem wiederum leckeren Abendessen in aller Ruhe und Fröhlichkeit ausklingen.


Sonntag, 8. Februar 2009

Was haben wir gestern für ein Glück mit dem Wetter gehabt!!! Heute das ganze Gegenteil: Es ist nasskalt, nebelig, windig und die Wege ziemlich rutschig.

Nach dem ausgiebigen Frühstück packen wir zusammen und räumen unsere Hotelzimmer.

Danach gönnen wir den Hunden [uns natürlich auch...] einen Spaziergang übers Feld und wärmen uns im Hotelrestaurant noch mal kurz auf.

Der Wirt ist so freundlich und bringt unser Gepäck mit dem Auto zum Bahnhof.

13:30 Uhr. Wir verlassen Bodenmais mit dem Zug und nehmen viele bleibende Eindrücke von diesem rundum gelungenen Wochenende mit.

In Plattling trennen sich schließlich wieder unsere Wege.

Das Ellchen und ich fahren in Begleitung von Tany und Kira bis Nürnberg. Wegen Verspätung dieses Zuges schaffen wir unseren Anschluss nach Leipzig nicht mehr und müssen reichlich eine ¾ Stunde warten.

Es ist schließlich knapp 23:00 Uhr, als wir zwei - von der langen Fahrt ziemlich erschöpft und müde - endlich zu Hause sind.


Nachlese

Viele schöne Momente haben Gerlinde, Alex, Tany sowie Claudia bildlich festgehalten.

Darüber hinaus erscheinen in der Passauer Neue Presse/Lokalteile Pocking und Regen am 16. und 17. Februar 2009 zwei Artikel über unsere Schneeschuhwanderung.

Nochmals herzlichen Dank an ALLE!!!!!



Autor: root -- 25.07.2010 21:35:06


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