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Klettern - auch für Nichtsehende eine interessante Erfahrung

Unsere Schneeschuhwanderung (s. gesonderter Bericht [1] ) liegt ein paar Wochen zurück. Weitere gemeinsame Unternehmungen mit dem Deutschen Alpenverein/Ortsgruppe Pocking sind längst beschlossene Sache.


 Frank und Peggy. Peggy hat noch ein Bein am Boden, das zweite Bein ist bereits am Fels. Frank gibt letzte Tipps.

 

Am Nachmittag des 10.04.2009 treffen wir - Alex und ich, begleitet von meiner Führhündin Ella - uns auf privater Basis mit Frank (DAV/OG Pocking); er war beim Schneeschuhwandern mein Begleitläufer.

Wir fahren mit dem Auto nach Neuburg und laufen vom Parkplatz aus noch reichlich 20 Minuten. Unser gemeinsames Ziel ist der Klettergarten Inn-Tal (Link: www.inntalklettergarten.de [2] ). Dort wollen wir herausfinden, ob das Klettern an einer Felswand auch für Nichtsehende umsetzbar ist.

 

Das Wetter ist traumhaft. Bei schon fast frühsommerlichen Temperaturen und strahlendem Sonnenschein begegnen uns viele Radfahrer, Wanderer und Spaziergänger.

 

Am Klettergarten angekommen, herrscht reges Treiben. Hier gibt es verschiedene Felswände mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden für kleine, große, ungeübte und erfahrene Kletterer.

 

Frank, der oft mit Kindern und Jugendlichen hierher kommt, sucht einen Felsen mit dem Schwierigkeitsgrad III+ (Anfängerroute) für uns aus. Mit geübten Handgriffen trifft er alle notwendigen Vorbereitungen.

Dann kann es losgehen.

 

Ich lasse Alex, der sehend ist, den Vortritt und verfolge das Geschehen, auf einer Steinmauer sitzend, aus der Nähe. Hinter mir fließt der Inn, am gegenüberliegenden Ufer ist schon Österreich. Gelegentlich kommt ein Schiff vorbei, auch eine Bahnstrecke ist nicht weit weg.

Nach etwa zehn Minuten hat Alex wieder gleichmäßigen Boden unter den Füßen. Er ist begeistert. Angst habe er eigentlich nicht gehabt, sagt er, bzw. sei diese sehr schnell verflogen.

 

Jetzt bin ich an der Reihe.

Zunächst wird der Sitzgurt angelegt, dann der Doppelhaken des Seils eingeklinkt und daran befestigt. Währenddessen erklärt mir Frank, worauf ich achten muss und welche Aufgaben Hände und Füße beim Klettern haben (mit den Händen Balance halten, mit den Füßen nach oben abdrücken). Abschließend fragt er, ob ich Angst habe. Nein - höchstens davor, dass mich meine Kraft ziemlich schnell verlässt. Mir ist aber klar, dass nichts passieren kann.

Das eingeklinkte Seil ist die ständige Verbindung zwischen Frank und mir. Ich fühle mich sicher: Er hat eine entsprechende Ausbildung, langjährige Erfahrung und mein vollstes Vertrauen!

Also, auf geht's! Alex und Ella schauen mir von der Mauer aus gespannt zu. 

 

Peggy hängt in der Wand und arbeitet sich Meter für Meter höher. Mit den Händen suche ich erst einmal in geringer Höhe einen Felsvorsprung, um einen Fuß dort aufzusetzen.

Dann brauche ich etwas weiter oben hervorstehende Steine, um mich mit den Händen sicher festhalten zu können. Nun versuche ich - mit dem anderen Fuß tastend -, eine "Aufsatzfläche" für diesen zu finden, um so Stück für Stück weiter nach oben zu kommen. Das ist manchmal gar nicht so einfach und kostet viel Kraft, besonders dann, wenn die Abstände zwischen Händen und Füßen sehr groß sind. Da bin ich für Franks unterstützende Hinweise sehr dankbar.

 

Nach etwa sechs Metern soll es für meinen allerersten Kletterversuch reichen.

Der Abstieg kostet weniger Anstrengung. Ich folge Franks Anleitung, lehne mich, sicheren Halt habend, in den Sitzgurt zurück, lasse meine Hände nacheinander vom Felsen los und umfasse mit ihnen das Seil oberhalb des eingeklinkten Doppelhakens. Mit den Fußflächen drücke ich mich nun von der Felswand etwas nach hinten weg und werde von Frank sicher abgeseilt, wobei die Füße, sozusagen laufend oder stückweise springend, Kontakt mit der Wand halten. Manchmal pendele ich mit dem Körper etwas nach rechts oder links, aber es ist nicht gefährlich.

 

Insgesamt kostet das Klettern aber doch recht viel Kraft und wir gönnen uns erst einmal eine Pause zum Durchatmen. Frank erzählt uns in der Zwischenzeit, wie er zum Klettern gekommen ist.

 

Nach etwa zehn Minuten nehme ich die Strecke erneut in Angriff. Doch meine Kraft reicht nicht aus - ich gebe in etwa drei bis vier Metern Höhe auf und bitte Frank, mich wieder abzuseilen.

 

Alex ist wieder dran.

Ich versuche es einige Zeit später ein drittes Mal. Gut ausgeruht schaffe ich es bis auf eine Höhe von ca. acht bis neun Metern. Dies ist ein guter Abschluss für meine Kletterpremiere.

Alex übt auch noch ein bisschen weiter.

Dann beschließen wir, für heute aufzuhören und uns im Biergarten auf der anderen Innseite etwas zu trinken zu gönnen. Das haben wir uns ja auch hart verdient!

 

Fazit: Fürs Erste ist Frank mit uns Neukletterern zufrieden. Auch wir waren begeistert und hatten jede Menge Spaß!!!

Die Generalprobe ist gelungen. Wir von Dogxaid können uns also in Zusammenarbeit mit unseren Pockinger Bergfreunden voller Vergnügen in die konkrete Planung einer etwas größeren Kletteraktion für eine Kleingruppe Nichtsehender stürzen.

 

 

 

Peggy hat es fast geschafft. Rechts unter ihr klettert ihr bereits der Nächste nach.

 

 

Autoren

(Text: Peggy Jacob; Fotos: Alexander Spörr)

 

 

 



Autor: root -- 25.07.2010 21:14:32


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[2]http://www.inntalklettergarten.de