An die Schneeschuhe! Fertig? Los! - www.dogxaid.org

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An die Schuhe! Fertig? Los!

Schneeschuhwandern im Bayerischen Wald

    

Es hat ein paar Anläufe gebraucht, aber dieses Jahr war ich nun endlich dabei - beim Schneeschuhwandern im bayerischen Wald, das von Dogxaid, einem Verein, der sich für die Belange von Führ- und Assistenzhunden einsetzt, organisiert wird.
Ich selbst habe keinen Führhund, aber bei Dogxaid sind auch blinde und sehbehinderte „Stockgänger“, die kein Mitglied bei Dogxaid sind, herzlich willkommen!

    

Am Freitag, den 25.01.2013 traf ich mich mit den Teilnehmern, die aus München mit nach Plattling fuhren. Ich kam als Letzte am Zug an und mir wurde bereits ein Platz freigehalten. Das nenne ich Teamwork!
Wenn vier Blinde und zwei Führhunde reisen, genießt man doch ein gewisses Aufsehen. Schon im Zug haben wir viel gelacht und waren voller Vorfreude.

    

In Plattling angekommen, hieß es schnell das Gleis wechseln, denn wir mussten unseren Anschlusszug nach Zwiesel erwischen. Das sind nur sechs Minuten, die einem da zum Umsteigen bleiben und unser Zug hatte schon ein paar Minuten Verspätung. Also wäre unser Anschlusszug eigentlich schon weg gewesen, wenn nicht unsere Organisatoren von Dogxaid die Bahn informiert hätten. Glücklicherweise wartete der Zug am anderen Gleis auf uns.

In Plattling hatten sich noch mehr Teilnehmer, Dogxaid-Mitglieder und ein paar von unseren Begleitern vom Alpenverein zu uns gesellt. Die Fahrt nach Zwiesel war sehr entspannt.

Ein Bus stand am Bahnhof in Zwiesel bereit, der uns zur Pension brachte. Hier wurden wir sehr herzlich empfangen. In dieses Haus kam Dogxaid jetzt schon mehrfach und die Pensionsleiterin, Frau Kanzelsberger, kannte viele von uns auch schon mit Namen.

Nachdem wir unsere Zimmer, die gemütlich eingerichtet und teilweise sogar mit einer Tür zur Terrasse ausgestattet waren, bezogen hatten, ging es erst einmal mit den Hunden nach draußen.
Die freuten sich nach der Zugfahrt, dass sie ausgelassen herumtoben und mit ihren Hundefreunden spielen konnten.
Auch den Hundebesitzern und übrigen Zweibeinern tat diese Spazierrunde richtig gut.

    

Beim Abendessen wurden wir hervorragend von Familie Kanzelsberger bedient und Frau Kanzelsberger überraschte mich mit ihrem Namensgedächtnis. Jeden der Gäste sprach sie mit Namen an. Da fühlte man sich gleich besonders willkommen.
Das Essen schmeckte wunderbar und bei der allgemeinen Vorstellungsrunde erfuhren wir, wer sich da eigentlich alles zum Schneeschuhwandern eingefunden hatte. Ein bunt gemischter, lustiger Haufen aus Blinden mit und ohne Führhund, sehenden Begleitern vom Alpenverein und sehenden Dogxaid-Mitgliedern.
Es wurde viel gelacht und geplaudert an diesem Abend, und eine Teilnehmerin packte sogar ihre Gitarre aus. Aus vollem Hals sangen wir „über den Wolken“ und „my bonnie is over the ocean“. Die Hunde ließen das alles über sich ergehen, lagen schlummernd unter der Bank oder unterm Tisch und wurden erst wieder richtig munter, als es zur nächtlichen Gassirunde ging, bei der ich es dann doch vorzog, schon mal ins Bett zu schlüpfen.

    

Der Samstag begrüßte uns mit eiskalter Schneeluft und Sonnenschein. Ideale Bedingungen für unsere Schneeschuhwanderung. Die morgendliche Gassirunde überließ ich wieder den Hundebesitzern und wir trafen uns alle beim reichhaltigen Frühstück.

    

Tief verschneiter Nadelbaum im Halbschatten  

    

Bild 1: Verschneiter Baum am Wegrand 


Gestärkt für den Tag versammelten wir uns alle, sechs Führhunde, zehn Blinde und der Rest sehende Begleitpersonen, warm eingepackt bei der Rezeption, um die Schneeschuhe in Empfang zu nehmen. Es war meine erste Schneeschuhwanderung und ich war sehr gespannt auf das Gefühl, mit solchen Schuhen unter den Füßen zu laufen.

    

Ein Bus brachte uns zu einem Parkplatz, von wo aus die Schneeschuhtour startete.
Nun war es also soweit: Ich schnallte mir die Schneeschuhe unter meine Wanderschuhe. Ein komisches Gefühl, ich lief jetzt etwas breitbeiniger als sonst und meine Füße schienen gefühlt ein paar Nummern größer zu sein. Links und rechts noch einen Stock in die Hand und jeder Blinde bekam einen Begleiter, der entweder vorne weg oder dahinter ging und Anweisungen gab, sobald der Weg eine Kurve machte, oder es links oder rechts abschüssig wurde.


An die Schuhe! Fertig? Los!
Die Sportlichsten stürmten sogleich nach vorne, ich gehörte eher zum Mittelfeld. Eine Teilnehmerin hatte es so eilig, mit den Schneeschuhen loszulegen, dass ihr Führhund nicht hinterherkam und dachte, sein Frauchen sei noch gar nicht losgelaufen. Wie es der Hund gelernt hatte, bestand er darauf, auf sein Frauchen zu warten und ließ sich nicht mehr bewegen. Leider bemerkten wir erst, dass ein Hund fehlte, als wir schon ein ziemliches Stück zurückgelegt hatten. Schließlich machten wir Halt und zwei Begleiter und das Frauchen liefen fast wieder zum Parkplatz zurück und sammelten den Vermissten ein, der sich riesig freute, sein Frauchen wiederzusehen! Es sind doch wirklich treue Begleiter, die Führhunde.

    

Auf halber Strecke machten wir eine größere Pause und jeder hatte Proviant mitgebracht, der brüderlich und schwesterlich miteinander geteilt wurde. Auch so mancher Hund bediente sich und einer davon riss mir meinen halb gegessenen Apfel aus der Hand. Tja, selbst Schuld, wenn man ihn genau in Schnauzenhöhe hält! Na, Hauptsache, er hat geschmeckt! Mit Tee und anderen wohlschmeckenden Getränken wärmten wir uns auf, denn vom Stehen wurde einem schnell kalt. Sobald man aber mit den Schneeschuhen in Bewegung war, wurde einem fast genauso schnell wieder warm.

    

Wanderrast auf einem geraden Wegstück

    

Bild 2: Wanderrast auf einer geraden Strecke des Weges 

    

Die zweite Hälfte des Weges war etwas anstrengender, es ging mehr bergauf. Ich probierte, im Tiefschnee zu laufen. Es war ein Gefühl, wie auf Watte zu gehen und man sank fast gar nicht ein. Doch der gespurte Weg war doch etwas angenehmer und nicht so anstrengend zu gehen.
Mein Begleiter beschrieb mir die schöne Landschaft auf unserer Strecke. Es ging teilweise durch einen Wald, in dem die Sonne durch die Bäume spitzte, dann wieder auf einem sonnigen Wiesenweg entlang, an dem das ein oder andere Bächlein vorbei floss.

    

Breiter Waldweg, Wanderer weit voraus

    

Bild 3: Die Wanderer tauchen wieder in den Winterwaldschatten ein


Die Hunde tobten und tollten neben und zwischen uns. Ich glaube, es hat ihnen auch riesig viel Spaß gemacht.

Etwas früher als geplant kamen wir an unserem Endpunkt an, an dem wir wieder in unseren Bus stiegen, der uns zur Pension brachte.
Insgesamt waren wir wohl 6 Kilometer gewandert. Eine gemütliche Tour in einer tollen Gegend, die wir alle sehr genossen haben.

    

Zurück in der Pension wärmten wir uns bei Kaffee und Kuchen wieder auf und wem es danach immer noch nicht warm genug war, der ging in die hauseigene Sauna und entspannte dort bis zum Abendessen.

Auch dieses Mal enttäuschte uns Familie Kanzelsberger nicht. Das Essen war wieder vorzüglich. Hinterher ließen wir den Abend noch in fröhlicher Runde ausklingen, bis wir (die Hundebesitzer sind vorher natürlich noch mit den Hunden draußen gewesen), müde in unsere Betten fielen.

    

Am Sonntag stand dann nach dem Frühstück noch eine große Hunderunde an, bei der sich die Vierbeiner vor der Zugfahrt noch richtig austoben konnten.
Nach einem Abschiedskaffee und unserer Fazitrunde traten wir dann alle unsere Heimreise an. Alle in unterschiedliche Richtungen, da wir aus ganz Deutschland kamen.


Für uns alle stand fest: Es war ein gelungenes Wochenende mit viel Spaß, netten Leuten, tollen Hunden und einigermaßen viel Schnee zum Wandern.
Auch in der Pension haben wir uns sehr wohl gefühlt.


Ich bin auf jeden Fall wieder dabei und hoffe, den ein oder anderen vielleicht schon im nächsten Jahr wiederzusehen.
Herzlichen Dank an Dogxaid und unsere Begleiter vom Alpenverein für das tolle Wochenende!

    

(c) Text: Melanie Egerer
(c) Fotos: Dogxaid



Autor: root -- 10.03.2013 15:45:07


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