Wo Prinzessinnen auf Berge klettern, Senioren Schlammbäder nehmen und Bodyguards weiblich sind - 4. Dogxaid Hüttenwochenende vom 06. – 08.09.2013 - www.dogxaid.org

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Wo Prinzessinnen auf Berge klettern, Senioren Schlammbäder nehmen und Bodyguards weiblich sind - 4. Dogxaid Hüttenwochenende vom 06. – 08.09.2013

    

Von Freitag, 06.09. – Sonntag, 8.09. fand das vierte Hüttenwochenende, organisiert vom Verein Dogxaid statt. Fünf blinde Teilnehmer und zehn sehende Begleiter, sowie drei Führhunde und ein Familienhund nahmen daran teil.

    

Freitag, 06.09.2013. Mit etwas gemischten Gefühlen stieg ich am Vormittag mit Bruno in Augsburg in den EC Richtung Schladming. Gemischte Gefühle? Ja, mein Führhund Bruno, gelber Labrador hatte vor ein paar Wochen starke Probleme mit der Spondylose. Würde er die Bergwanderungen, die uns an diesem Wochenende bevorstanden, durch halten?

    

Gegen 13:45 Uhr erreichte mein Zug Schladming. Hier sollten Bruno und ich von einigen Mitgliedern des Alpenvereins und des Vereins Dogxaid abgeholt werden. Doch wo waren die? Nach einigen Minuten bekam ich einen Anruf, dass sie uns suchten. Nun, ich stand zwar in der Nähe einer Treppe, aber ward nicht gesehen. Schließlich fanden wir uns aber.

    

 Bahnhof ohne Sascha

    

 Bild 1: Kein Sascha weit und breit


Nun begrüßten sich Hunde und Menschen erst mal. Dann stiegen wir in einen Kleinbus, den Alexander Spörr für die Truppe geliehen hatte und mit dem ein Großteil der Teilnehmer von Tettenweis aus bis Schladming gekommen war.

    

Sascha und Bruno hinter dem Bus

    

Bild 2: Sascha und Bruno bereits wanderfertig

Unser Ziel war die Ursprungalm, wo der allgemeine Treffpunkt sein sollte.
Doch ganz so schnell ging es nicht. Ein steiler Hang, an dem der Bus einige Male zurück rutschte, machte uns Probleme. Christian, unser Fahrer, schaffte es jedoch, nachdem Steine unter die Reifen gelegt wurden, den Bus sicher nach oben zu bekommen.

    

Auf der Ursprungalm angekommen stärkten wir uns erst einmal.

Gegen 16:30 Uhr brachen wir dann auf zur ersten Wanderetappe, unser Ziel: Die Giglachseehütte, der Stützpunkt für dieses Wochenende.


Unterwegs konnten die drei Hunde ordentlich sausen. Da unsere Hunde, wie alle wissen, bei diesen Touren immer die Hauptpersonen sind, ist es wohl an der Zeit, sie hier vorzustellen:

    

Die Damen:

- Grace, die ungekrönte Prinzessin vom Berge, besser bekannt als Schleck. Entdecken und Schlecken ist ihr Motto.
- Ella, den meisten auch bekannt als s’Ellchen oder die Mopse, weiblicher Bodyguard, meldet gehorsamst jegliche Art von Bedrohung oder was danach aussieht.

    

Der Senior der Truppe:

- Bruno, vielen auch als Professor bekannt, wegen seiner Denkerstirn oder – als der Bär – wegen seines zufriedenen Brummens. Folgt aufs Wort, wenn das Leben wichtigeres bietet, nicht immer aufs Erste!

    

Professor Bruno im Profil

    

 Bild 3: Professor Bruno im Profil

    

Auf dem Marsch kamen die Menschen ins Gespräch, und die Hunde gingen ihren Vergnügungen nach. Mein Senior Bruno, tat gleich etwas für seine Gesundheit und nahm ein Schlammbad. Soll ja für die Gesundheit von älteren Herren sehr förderlich sein.

    

 Braune Kröte auf einem Felsen in der Sonne

    

 Bild 4: Kröte auf einem warmen Stein in der Sonne


Auf der Hütte angekommen gab es etwas zu trinken für Menschen und Hunde, für die Vierbeiner stand immer ein Napf da,  und anschließend gab’s für die Menschen ein reichhaltiges Abendessen. Danach wurden die Hunde gefüttert, die nach dem langen Reisetag natürlich fast am verhungern waren.
Den Abend ließen wir gemütlich ausklingen.

    

 Panorama oberer und unterer Giglachsee

    

Bild 5: Oberer und unterer Giglachsee

    

Am Samstagmorgen trafen sich die Hundehalter und einige Begleiter, um mit den Hunden die erste kleine Gassirunde zu drehen. Während des Frühstücks bekamen wir noch personelle Verstärkung. Lucia, eine Studentin, unterstützte uns durch ihre Begleitung und brachte auch einen weiteren Bodyguard mit, die Bordercollie-Mix-Hündin Leni, die es als ihre Aufgabe betrachtete, die Truppe zu umkreisen und im Blick zu behalten.

    

Bodyguard Leni auf einem roten Rucksack  

    

Bild 6: Leni macht auch mal ein Nickerchen


Gegen 9 Uhr brachen wir auf, unser Ziel war die Ahkarscharte, etwa auf 2.300 m Höhe gelegen. Schon auf den ersten Metern ertönte ein Pfiff, wie man ihn sonst nur von einem Mörmel, besser bekannt als Murmeltier, hört. Doch keiner hat’s gesehen. Ob es eines war, wird wohl ein Rätsel bleiben.

    

Beim Aufstieg, der schon etwas steiler war, als der Weg zur Hütte am Vortag, hatte jede/r Blinde/r seinen Begleiter. Die „alten Hasen“ wussten ja Bescheid. Mein Dank gilt hier einmal den Neuzugängen: Franziska, Lucia, Markus Rudi, die zum ersten Mal Blinde begleiteten und ihre Sache super machten.
Doch auch dem Ehepaar Auer, Franz Stirner, Christian und Alex, sowie Albert Hatz? die uns ja fast immer begleiten, danke. Ohne Euch wär das Erlebnis nicht möglich.

    

Am Vormittag begegneten wir einem Herrn, der ein Jagdhorn bei sich hatte und etwas darauf vorspielte. Es war eine unbeschreiblich schöne Stimmung, der Berg, das Jagdhorn, die spielenden Hunde rundherum.
Der Herr ließ uns das Jagdhorn auch anfassen. Keiner von uns hatte so etwas davor schon in der Hand gehabt. Im Laufe des Tages sollten wir den herrlichen Klang noch häufiger vom Berg her ertönen hören. Auch den Herrn trafen wir noch einige Male.

    

 Jagdhornbläser

    

Bild 7: Jagdhornbläser

    

Während des Aufstiegs erklärte uns Franziska, sie ist Gärtnerin, immer wieder einiges von der Pflanzenwelt. So zeigte sie uns Bärlapp oder Enzian.

    

 Enzianblüten am Wegrand

    

 Bild 8: Enzianblüten am Wegrand

    

Wahrscheinlich habe nicht nur ich bei dieser Gelegenheit daran gedacht, dass unser Begleiter Albert Hösamer, der das bei früheren Wanderungen tat, seit einiger Zeit nicht mehr unter uns ist. So werde ich nie vergessen, wie er uns beim ersten Hüttenwochenende 2010 auf der Weißenhofalm den Sonnenuntergang beschrieb und uns überhaupt, alles Mögliche, die Natur betreffend so erklärte, dass gerade wir Blinden uns eine genaue Vorstellung machen konnten. Ein stiller Dank an Albert, der wohl auch bei zukünftigen Wander-Events immer in unseren Gedanken dabei sein wird.

    

Albert beim Hütten-WE 2012


Bild 9: Albert bei unserem letzten gemeinsamen Hütten-Wochenende 2012


Mit einigen Pausen erreichten wir gegen Mittag unser Ziel, die Ahkarscharte. Menschen und Hunde teilten sich den Proviant, der mit gebracht wurde, redlich. Und wir genossen das herrliche Wetter und die gute Luft. So gestärkt konnten wir mit neuer Kraft den Abstieg zurück zur Hütte unternehmen, wo wir schon am späten Nachmittag wieder anlangten. Da der Tag also noch jung war, versorgten wir uns mit flüssigen Gute-Laune-Machern und starteten in Richtung des nahe gelegenen Giglachsees. Dort saßen wir zusammen, die Hunde tobten im Wasser und wir hatten ein paar lustige Stunden. Die Gute-Laune-Macher, von grüner und roter Farbe, machten die Runde.

    

Nach dem Abendessen wurde die Truppe merkwürdig still. Sollten die grünen und roten Gute-Laune-Macher irgendwelche Risiken und Nebenwirkungen gehabt haben?


Doch auch die Hunde blieben von solchen Nebenwirkungen nicht verschont. So wurden Grace und Bruno zum erklärten Blähgirl, bzw. Blähboy des Monats, da sie einiges an Schafshinterlassenschaften genossen hatten und das Trockenfutter ein Übriges tat.


Wir ließen auch diesen Abend gemütlich ausklingen und gingen recht früh ins Bett.

    

Berggipfel in der Abendsonne  

    

Bild 10: Berggipfel in der Abendsonne

    

Am Sonntag planten wir nach dem Frühstück eine Wanderung um den Giglachsee. Doch wir waren nicht allein, ein überaus neugieriges Pony, das sich nicht abschütteln ließ, verfolgte die Truppe. Nun war guter Rat teuer, denn es war weder eine Andrea Kutsch noch ein Monty Roberts als Pferdeflüsterer zur Stelle. So mussten unsere Begleiter Alex und Markus die Rolle der Pferdeflüsterer übernehmen und versuchen, das Tier weg zu locken. Doch dies bedurfte mehrerer Anläufe, das Pferd war schlau und kam einige Male wieder. Schließlich gelang es aber doch, das Pferd los zu werden.

    

Ponyflüsterer Markus  

    

Bild 11: Markus der Ponyflüsterer

    

Doch es sollte noch besser kommen: Eine Herde Kühe näherte sich auf einmal in ziemlich eiligem Lauf der Truppe und blieb bei uns stehen. Der dazu gehörige Bauer kam etwas weiter hinten und hatte Gott sei Dank seine Schäfchen, ach nein, Kühe, fest im Griff und trieb sie weiter den Berg hinunter.


Nach der Wanderung um den See war’s auch schon wieder höchste Zeit für den Abstieg zur Ursprungalm, unserem Ausgangspunkt. Dort aßen wir noch etwas und machten uns dann alle auf den Weg Richtung Heimat! Die meisten sieht man wohl wieder auf der Schneeschuhwanderung im Januar.

Sascha Schulze mit Führhund Bruno

    
    

(c) Text: Sascha Schulze mit Führhund Bruno

(c) Fotos: Rudi Ludwig, Franz Stirner, Alexander Spörr



Autor: root -- 11.10.2013 9:09:03


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