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Hundewanderung im gemischten Rudel,

bisher ungeschriebene Gesetze

    

Vor Jahren hatten wir selbst damit zu kämpfen, an einer Hundewanderung im gemischten Rudel teilnehmen zu dürfen. Nach diversen Diskussionen durften wir dann doch mitfahren. Heute denken wir, dass alle davon profitieren konnten.

Aus gegebenem Anlass möchten wir hier ein paar bisher ungeschriebene Gesetze zusammenstellen.


Begriffsdefinitionen

    

Gemischtes Rudel:
Wandertruppe aus blinden und sehenden Hundehaltern mit ausgebildeten Führhunden und gut sozialisierten und verträglichen Familienhunden.

    

Blinde Hundehalter = Führhundhalter:
Menschen, die nicht sehen können, aber an einer Wanderung teilnehmen wollen und können, die ausreichend mobil sind, mit Hilfe des ausgebildeten Führhundes die Anreise allein bewältigen zu können.

    

Sehende Hundehalter:
Menschen, die mit oder ohne eigenen Hund an der Veranstaltung teilnehmen,
die keine Angst vor Hunden haben und erkennen, was die Tiere vorhaben bzw. abschätzen können, wo ggf. Gefahren lauern und besser Vorsicht geboten ist, die sich nicht scheuen, mit lauter Stimme zu warnen, falls es zu einer gefährlichen Situation kommen könnte, die – sollte es notwendig werden - ggf. auch mal eingreifen bzw. dem blinden Menschen sagen, dass er seinen Hund zurückrufen sollte.


Teilnehmende Hunde:
Familien- und Führhunde gleichgestellt, da auch die Führhunde Freizeit haben sollen. --> Ausnahme: Ggf. An- und Abreise bzw. Orientierung in der Unterkunft. Gesunde, sozial verträgliche, gut erzogene und gehorchende Hunde mit Spaß an neuen Bekanntschaften und Erlebnissen.

    

Aktiver Führhund fliegt über die Wasseroberfläche

    

Bild 1: Führhund in Freizeit während der ersten Flugerlebnisse

    

Die Hunde warten, während die Menschen in eine alte Lokomotive steigen

    

Bild 2: Die Hunde warten, während die Menschen eine alte Lokomotive besichtigen

    

Wanderung:
„Spaziergänge“ ab einer Dauer von ca. 2 Stunden, auf blinden- und hundetauglichen Wegen.
Die Tiere sollten größtenteils Freilauf haben.

Im Sommer vorwiegend schattige Wege, wenn möglich, unterwegs mit mehreren Bademöglichkeiten.
Wege im Winter entlang geschützter, schnee- und eisfreier Strecken.

    
Gemischtes Wanderrudel auf einem Wiesenweg    
    

Bild 3: Kleines, gemischtes Rudel auf einem Wiesenweg

    

Ausrüstung:
Schuhwerk entsprechend der angesagten Strecke und Wetterlage,
Regenbekleidung, ggf. Jacke oder Pulli, im Winter Mütze, Schal, Handschuhe,
Getränke für Mensch und Tier, für die Tiere Kenndecke, ggf. Brustgeschirr, Ersatzleine, Glocken,
ggf. kleine Erste-Hilfe-Ausrüstung.

   
 

Wanderung vorbereiten

    

Zeitpunkt auswählen:
Der Zeitpunkt sollte so gewählt werden, dass die gewöhnlich zu erwartenden Außentemperaturen für Menschen und Tiere erträglich sind: Ideal Frühjahr und Herbst. – Die ausgetobten Führhunde müssen ihre müden Menschen anschließend noch sicher heimbringen können.

    

Während der wärmeren Jahreszeit bieten sich Wanderungen in den Morgen- oder Abendstunden an, in der kälteren Jahreszeit eher während der Mittagszeit; jedoch immer so, dass die Teilnehmer gut an- und abreisen können.

    

 Wohin wandern wir denn diesmal?

    

Bild 4:  Führhund in Freizeit liest das Winterwanderprogramm

    

Wanderstrecke auswählen:
Für zwei Menschen gut nebeneinander begehbare Wege auswählen: Engstellen sollten hintereinander passierbar sein. Steilstrecken - soweit vermeidbar - rutschsicher.

Der Jahreszeit entsprechend schattige Wege, bzw. entlang am Wasser; während der kälteren Jahreszeit gerne freie Flächen, jedoch ohne starke Winde.

    

Zwei aktive Führhunde schwimmen nebeneinander im See

    

Bild 5: Zwei Führhunde schwimmen parallel im kühlen Wasser


Die Hunde sollten größtenteils frei laufen können, also nicht durch Wohnsiedlungen, an Bahngleisen entlang, belebte Hauptstraßen meiden.
Die blinden Hundehalter sollten die Glocken ihrer Hunde immer identifizieren und hören können.

    

Organisatoren laufen die Wanderstrecke - wenn möglich - im Vorfeld ab, um den sicheren Verlauf zu kennen, und die Führhundehalter ggf. rechtzeitig auf schwierige Situationen aufmerksam machen zu können, in denen die Hunde sicherer an der Leine laufen.
Wanderstrecke wenn möglich so auswählen, dass man ggf. mit einem Auto an die Strecke kommt, z.B. um verletzte Wanderer oder Tiere holen zu können.

    

Wanderstart und -endzeit festlegen:
Wanderstart und -endzeit im Vorfeld frühzeitig festlegen und den Teilnehmern bekannt geben, damit die Leute ohne große Zeitverzögerung an- und abreisen können.


Tipps für einen reibungslosen Start:

Start- und Zielpunkt der Wanderung sollten gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sein.
Falls Teilnehmer mit Hund eine weite Anreise auf sich nehmen, darauf achten dass sich der Hund zwischendurch nochmal lösen kann (mind. kleine Grünfläche).

Ankunfts- und Abfahrtzeiten der Mitwanderer vorab abfragen.
Handynummern austauschen um z.B. verspätete Ankunftszeiten bekannt geben zu können.
Dem ankommenden Wanderer mit dem Hund im Führgeschirr keines falls ins Geschirr fassen. 

    
    

Wandern im gemischten Rudel

    

Im Idealfall steht jedem blinden Hundehalter ein sehender Begleiter (mit oder ohne Hund) zur Seite.

Ein sehender Begleiter führt die Truppe an, ein sehender Begleiter geht am Schluss und achtet darauf, dass keiner zurück bleibt.

    

Kleine, feine Geste:

Blinde Menschen orientieren sich mehr nach dem Gehör. Es ist daher sinnvoll, vor der Wanderung eine kleine kurze Vorstellrunde abzuhalten, damit alle wissen wer dabei ist und Stimmen und Menschen zuordnen können.

Die sehenden Begleiter in der Truppe
­- achten darauf, dass die Wanderer auf einer Seite des Weges bleiben, um z.B. Radfahrern die Möglichkeit zu geben, ohne Gefahr passieren zu können,
­- führen den blinden Hundehalter auf dessen Wunsch entlang der Strecke, führen ihn ggf. um Hindernisse, Baumwurzeln, Pfützen etc., 
­behalten die Tiere im Auge, berichten zeitweise vom lustigen Treiben der Tiere, bitten den Hundehalter ggf. aber auch, seinen Hund abzurufen,
­- packen, wo es hilfreich und notwendig ist, unaufgefordert an, helfen dem Führhundhalter, wenn er darum bittet,
­- verteilen keine Leckerlis oder Futter, weder an die eigenen, noch an die Führhunde.

Die sehenden Begleiter in der Truppe
­- animieren keinen der anwesenden Hunde zum Spielen mit Bällen etc.,
­- greifen ggf. ein und trennen uneinige Hunde, dabei achten sie sehr darauf, dass keines der Tiere verletzt wird,
­- rupfen, schütteln und zerren nicht an den Tieren, achten insbesondere auf deren Pfoten, Gelenke und Wirbelsäulen.
 

Bin dann mal weg!

    

Bild 6: Führhund in Ruhestand findet den Bach spannender

    

Gemischtes Hunderudel spielt auf einer grünen Wiese

    

Bild 7: Gemischtes Hunderudel spielt auf der Wiese

    

Die gesamte Truppe versucht zusammen zu bleiben, auf die schwächeren Rücksicht zu nehmen und ggf. auf deren Wünsche einzugehen.

    

Pausen finden an gesicherten Stellen statt, z.B. schattig, zugfrei, regen-, schnee- und eisfrei.

   

Pause auf dem Schienbein

   

Bild 8: Wander- und spielmüder Führhund erholt sich auf einem Schienbein

    

Straßen überqueren:
Vor dem Überqueren einer Straße versammelt sich die komplette Truppe am Straßenrand.
Mindestens ein sehender Begleiter leitet die Truppe über die Straße und steht während der Zeit auf der Straße, um Autofahrer zu warnen.

    

Zwei Hunde springen in Ufernähe  

    

Bild 9: Zwei Hunde springen in Ufernähe im Flachwasser

    

So kann Wandern, eine der schönsten gemeinsamen Freizeitaktivitäten für Menschen und Hunde, für
alle Beteiligten ein Erfolg werden und lange in bester Erinnerung bleiben!

    

Hungriger Familienhund schleckt den warmen Grillrost ab  

    

Bild 10: Hungriger Familienhund kümmert sich abschließend um den warmen Grillrost

    
    

Text und Fotos: Dogxaid e.V.



Autor: root -- 05.09.2011 16:52:50


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