Die Fünf-Almen-Tour, Hüttenwochenende 2017 - www.dogxaid.org

Inhalt Rechts

Rechte optische Spalte

Inhalt Mitte



Hauptinhalt

Die Fünf-Almen-Tour, Hüttenwochenende 2017

 

Die Fünf-Almen-Tour, Hüttenwochenende 2017

 

Wir, zwei wagemutige Blinde bzw. Sehbehinderte und vier sehende Wanderfreunde treffen uns im niederbayrischen Tettenweis zum traditionellen Hüttenwochenende. Gemeinsam fahren wir mit dem voll betankten 9-Sitzer Dogxie-Mobil Richtung Süden.

 

Erstes Etappenziel ist das Peilsteingut in Kleinarl. Dort wollen wir unseren Bus die nächsten drei Tage abstellen.

Die Wetterprognose für‘s Wochenende verheißt Regen. Vor Ort treffen wir die Entscheidung, unser Quartier auf der Weißenhofalm - wie geplant - zu beziehen. Wirtin Gabi fährt uns zum Ausgangspunkt der Wanderung, dem Gasthaus Pröll.

 

Der Aufstieg hält einige Herausforderungen bereit.
Zunächst geht es steil über den Wanderpfad bergauf.
An der Mittelstation angekommen, orientieren wir uns an den Markierungen und folgen dem Weg durch den Wald.

 

Mittelstation mit Schneekanone

 

Bild 1: Mittelstation

 

Es nieselt. Die Wolken hängen tief. Nebel verringert die Sicht. Der Boden ist durchnässt. Wurzeln und Steine glitschig.

Jeder Schritt will gut überlegt sein.

 

Blick durch den Nebel ins Tal

 

Bild 2: Blick ins vernebelte Tal

 

Unseren Blinden geht jeweils ein Sehender voraus und hinterher; sie kündigen Wurzelwerk und Steinstufen an. Bei schwierigen Passagen reichen sie helfend die Hand. Zwischendurch legen wir kleine Pausen zum Trinken ein und genießen reife Heidelbeeren vom Wegesrand.

 

Wir treffen schließlich auf den breiteren Wirtschaftsweg. Zwei Drittel sind geschafft! „Sch...!“, meint ein nicht sehender Wanderer. Darauf wird ihm erwidert: „Richtig“. Er steht in einem großen Kuhfladen. Lebhaftes Gelächter! In diesem Augenblick lacht auch die Sonne kurz mit.

 

Von nun an geht es flacher weiter.
Die Aufmerksamkeit richtet sich jetzt nicht mehr vorrangig auf die Bodenbeschaffenheit, sondern auf die Natur links und rechts.
Zwischendurch taucht Stefan vom Peilsteingut mit dem Auto auf. Er hat das zusätzliche Gepäck zur Weißenhofalm gebracht und hält nach uns Ausschau. Beruhigt kehrt er zur Alm zurück.

 

Wir setzen unseren Weg fort. An den Felsen plätschert das Wasser hinab. Unsere Pflanzenfachfrau entdeckt zwischen Rinnsalen Alpenfettkraut, eine sommergrüne, fleischfressende Pflanze. Diese fassen einige neugierig an.

 

Alpenfettkraut

 

Bild 3: Alpenfettkraut

 

Die restlichen Streckenmeter lassen wir zügig hinter uns.
Auf 1.773 m Höhe erreichen wir die Weißenhofalm. Das Holzhaus liegt idyllisch in der herbstlich wirkenden Landschaft.

Die Hütteninhaber empfangen uns mit offenen Armen.


Unter dem Dach quartieren wir uns in ein wohlig warmes, hell eingerichtetes Zimmer mit acht Schlafplätzen ein.

Den Rest des Abends verbringen wir unten in der gut eingeheizten Gaststube. Während das Feuer im Ofen lodert, dringt aus der Küche Essenduft herüber. Hungrig von dem kräftezehrenden Aufstieg lassen wir uns kurz darauf ein Vier-Gänge-Menü schmecken.
Gesättigt vergehen die Stunden vor dem Schlafengehen.

Über Gott, Papst und die Welt plaudert es sich bei Bier und Wein locker.


Nach störungsfreier Nacht starten wir ausgeruht in den neuen Tag, für heute haben wir uns fünf Almen vorgenommen.

 

Unser erster Blick geht vorsichtig ins Freie:
Der Himmel ist grau und es regnet leicht vor sich hin. Der Duft nach frischem Kaffee lockt wieder nach Drinnen in die Wärme. Hausgemachter Käse, Topfen, Brot, Marmelade und Müsli bringen Kraft für die anstehende Wanderung.

 

Erste Aussicht am Samstag Morgen

 

Bild 4: Erster Blick am Samstag Morgen

 

Die Rucksäcke werden gepackt, Regenbekleidung angezogen und die Wanderstiefel geschnürt. Es geht hinaus in den Regen. Das Tagesziel ist die Frauenalm.

Wir wandern auf Forstwegen, da uns das Gehen über Wiesen und Weiden aufgrund des regendurchtränkten Bodens nicht ratsam erscheint.
Zunächst passieren wir die Moosalm.

Bei der Schüttalm angekommen, denken wir kurz über eine Einkehr nach, entscheiden uns dagegen und wandern weiter. Junges Fleckvieh kreuzt hin und wieder unseren Weg. Wir erreichen den höchsten Punkt der Tour auf 1.852 m.

Vorbei an Speicherteichen für Schneekanonen treffen wir auf etwa ein halbes Dutzend Highland-Rinder mit ihren Kälbern. Auch sie sind friedlich und stören unseren weiteren Weg nicht.


Wir lassen die Hubertusalm links liegen und haben wenige Minuten später die Frauenalm erreicht. In der Hoffnung, uns ein wenig aufwärmen zu können treten wir ein. Eine Frau mit hellblauen Augen, sonnengegerbten Gesicht, Kopftuch und Schürze tritt uns entgegen. Sie sagt: „Seit gestern ist die Hütte geschlossen. Ich bin am Zusammenräumen“. Wir fragen dennoch, ob sie noch etwas Heißes zu trinken da hat. Offensichtlich machen wir so einen erbärmlichen Eindruck, dass sie uns bittet Platz zu nehmen. Zunächst bietet sie uns Tee an. Sie fragt aber anschließend, ob wir auch etwas zu Essen wollen. Sie könnte uns Nudelsuppe oder Kaspressknödel bringen. Wir nehmen dankbar an. Ein trockenes Shirt für eine Mitwanderin lehnt die Betreffende hingegen ab.


Die Sennerin blickt aus dem Fenster. Es schüttet. Sie räumt unser Geschirr weg und kehrt mit einem Obstler für jeden von uns aus der Küche zurück.
Der Regen hat etwas nachgelassen. Wir zahlen und brechen auf.

 

Auf Höhe der Moosalm wird die Sicht schlechter. Es donnert. Einer der etwas unerfahreneren Berggänger gerät kurz in Panik. Die anderen beruhigen ihn schnell. Den Rest des Weges (ca. 30 Minuten) legen wir im ziemlich kräftigen Regen zurück.

Mehr oder weniger durchnässt kommen wir auf der Weißenhofalm an.
Wir legen uns trocken und genießen vereinzelt eine heiße Dusche.


Die Jausen Vorräte werden geteilt. Regen prasselt aufs Dach, geht immer mehr in Schnee über. Glücklich und zufrieden fallen einige auf die Matratzen und verdösen die Zeit bis zum Abendessen.


Bewegung kommt erst auf, als der Schweinsbratenduft durch die Hütte wabert. Das lockt alle nach unten.

Nach dem Essen klingt ein gemütlicher Hüttenabend mit einigen Spielrunden aus.

 

Auch der nächste Morgen beginnt mit dem Blick aus dem Fenster. Es hat in der Nacht weiter geschneit. Der Schnee bleibt liegen.

Die Zeit bis zum Frühstück füllen wir mit Rucksackpacken.

 

Wandertruppe auf erstem Schnee

 

Bild 5: Wandertruppe auf dem  ersten Schnee Anfang September 2017

 

Anschließend brechen vier der Wandergruppe zu Fuß ins Tal auf. Die zwei anderen lassen sich mit dem Auto zum Peilsteingut fahren.

Dort treffen alle in der Mittagszeit wieder zusammen.

 

Bärlapp-Pflanze am regenfeuchten Felsen

 

Bild 6: Bärlapp am feuchten Felsen


Bärlapp:
Das Sporenpulver des Bärlapps, auch Teufelskrähenmehl, Hexenmehl, Drudenmehl, Erdschwefel oder Blitzpulver genannt, gehörte in den Medizinbeutel eines jeglichen Schamanen, der etwas auf sich hielt. Das Pulver ist ölig und enthält viel Aluminium (54% Aschengehalt), so dass es äußerst leicht entzündlich ist. Das Drudenmehl lässt, wenn man es ins offene Feuer streut, eine Stichflamme hervorschießen, es zischt und blitzt, als hätte der Götterbär zugeschlagen. Mit diesem Blitzeffekt untermalten die Zauberer ihre Beschwörungen… Auch rieben sich die Schamanen die Hände mit dem Hexenmehl ein und wenn sie dann ins Wasser griffen, blieb die Hand trocken und unbenetzt… Um das wichtige Kräutlein zu holen, musste der Druide barfuß, mit frisch gewaschenen Füßen und in weißen, ungesäumten Kleidern zum Bärlapp gehen. Da er vor allem eine Zauberpflanze war, wurde er in der Nacht beziehungsweise der Neumondnacht beschworen. Nach einem Opfer von Brot und Met pflückte er ihn mit der linken Hand und legte ihn in ein neues Tuch. Die Pflanze durfte nicht mit Eisen berührt werden. Die Druiden, wie später auch die weisen Frauen im Mittelalter, verwendeten die Pflanze, um Schutzamulette – gegen den bösen Blick, Verhexung und Verzauberung – herzustellen.
Quelle: https://www.heilpflanzenkatalog.net/heilpflanzen/heilpflanzen-europa/176-baerlapp.html

 

Am Sonntag Mittag lädt unsere Truppe das Gepäck in den Kleinbus und tritt die Rückfahrt an.

 

Das siebte Hüttenwochenende wird allen Beteiligten mit schönen Erlebnissen in guter Erinnerung bleiben.

Nachdem wir im Spätsommer 2017 den ersten Schnee der neuen Saison genießen konnten, konzentrieren
wir uns bei Dogxaid in den nächsten Wochen auf die Planung der Schneeschuhwanderung für Februar 2018.

 

(c) Text und Fotos: Dogxaid e.V.

 



Autor: root -- 01.07.2018 11:29:21


Dieser Artikel wurde bereits 26631 mal angesehen.



.