1.-Hilfe-Kurs für Führhundhalter und ihre Hunde - www.dogxaid.org

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1.-Hilfe-Kurs für Führhundhalter und ihre Hunde

 

Am 06. und 07. November 2010 fand in München ein vom Verein Dogxaid e.V. organisierter 1.-Hilfe-Kurs für Führhundhalter und deren Hunde statt. Die Teilnehmer, die aus München und Umgebung, aus dem Landkreis Passau, Leipzig und sogar der Schweiz kamen, reisten bereits einen oder zwei Tage vorher an. Insgesamt besuchten den Kurs 5 blinde und 5 sehende Personen. Als Referentin war Frau Dr. med. vet. Cornelia Maul eingeladen.

 

Der erste Kurstag fand in einem Seminarraum der Unterkunft statt (Haus International, München). Nach einer kurzen Vorstellungsrunde und einigen Berichten über Notfälle mit Hunden seitens der Teilnehmer erläuterte Frau Dr. Maul, wie man beim Hund das Herz finden kann und wo sich der Puls befindet. Die Führhundhalter hatten nun die Möglichkeit, an ihrem Hund zu versuchen, Herz und Puls zu fühlen. Dabei assistierten – wie auch bei allen anderen praktischen Übungen - die Tierärztin und die sehenden Personen tatkräftig. Nachdem alle – oft erst nach einigen Schwierigkeiten - bei ihrem Hund fündig geworden waren, erläuterte Frau Dr. Maul, wie man feststellen kann, ob ein Hund noch atmet und wie man ihn ggf. beatmet und eine Herzmassage durchführt.

 

Jacqueline sucht Graces Herzschlag  

 

 Bild 1: Jacqueline sucht und findet Graces Herz

 

 

Danach zeigte sie, wie man einem Hund eine Schlinge um die Schnauze, idealerweise aus Verband, legt, damit er bei der Behandlung von schmerzenden Verletzungen nicht schnappen kann. Hierzu gab es wieder eine praktische Übung.

Danach erklärte die Tierärztin, wie man einen Hund, der nicht mehr laufen kann, beispielsweise auf einer Jacke transportieren kann. Nach einigen Teilnehmervorschlägen zum Transport von Hunden und einer kurzen Diskussion darüber wurde gezeigt, wie eine Hundepfote richtig gepolstert und  verbunden wird, damit im Verband keine Druck- und Wundstellen entstehen können. Auch dies durften alle an ihren Hunden ausprobieren.

 

Kursteilnehmer sitzen am Boden und legen den Hunden Pfotenverbände an

 

Bild 2: Teilnehmer legen den Hunden Pfotenverbände an

 

 

Raja findet, der Verband muss weg

 

Bild 3: Raja nimmt sich den Verband selber wieder ab

 

 

Als alle Vierbeiner wieder von ihren Pfotenverbänden befreit waren, ging Frau Dr. Maul noch auf das Thema Schock ein und erklärte, wie man feststellen kann, dass ein Hund unter Schock steht und welche 1.-Hilfe-Maßnahmen ggf. zu ergreifen sind.

 

Ella lauscht den Ausführungen der Tierärztin

 

Bild 4: Ella lauscht den Ausführungen der Tierärztin

 

 

Nach einigen abschließenden Fragen der Teilnehmer, u. a., an wen man sich im Notfall am Besten wenden kann (zum Beispiel an die nächstgelegene Tierklinik oder die Tierrettung – falls vorhanden), durften sich die Hunde kurz draußen lösen und es ging zum Mittagessen in ein nahe gelegenes Café.

 

Zu Beginn des zweiten Kursblocks erzählten die Hundebesitzer, wie sie Durchfall und Erbrechen ihrer Hunde behandeln. Da das Wissen über diese Erkrankungen schon ziemlich weitreichend war, erläuterte Frau Dr. Maul nur noch kurz, welche schnell wirkenden Medikamente (z. B. Paspertintropfen oder Immodium) man im Notfall geben kann.

 

Im Anschluss daran wurde ausführlich über das Thema Vergiftungen gesprochen. Die blinden Kursbesucher bekamen Einweghandschuhe und durften in der Tierarztpraxis abgegebene, z. B. an der Isar oder in einem Lokal gefundene Ratten- und Mäusegiftköder in allen möglichen verschiedenen Formen anfassen. Nachdem jeder die Giftköder in der Hand gehabt hatte, erläuterte Frau Dr. Maul die Wirkung von blutverdünnenden Rattengiften und Nervengiften wie z. B. Schneckenkorn und Insektiziden und die Behandlungsmöglichkeiten solcher Vergiftungen. Besonders gründlich ging sie auf die Problematik von Frostschutzmittelvergiftungen ein, die nur sehr schwer diagnostizierbar sind.

 

Nach einigen abschließenden Fragen beschäftigte sich Frau Dr. Maul noch mit dem Thema Krampfanfälle und deren Behandlung und mögliche Ursachen. Zum Abschluss des ersten Kurstages erfuhren die Teilnehmer noch einiges über die Magendrehung, welche Symptome sie hat, wie sie entsteht, wie sie behandelt wird und vor allem wie sie vermieden werden kann – beispielsweise durch ausreichend Ruhe nach dem Fressen und durch zweimalige Fütterung am Tag.

 

Nach Kursende wurden die Hunde nach einer kurzen Gassirunde gefüttert und dann ging es in den Englischen Garten zu einem etwas größeren Spaziergang. Da es bereits dunkel war, konnten die Hunde aber leider nur sehr eingeschränkt frei laufen. Danach trafen sich alle bei einem Italiener mitten in Schwabing und ließen den Abend bei gutem Essen gemütlich ausklingen.

Der zweite Kurstag fand in der Tierarztpraxis von Frau Dr. Maul statt. Neben der Tierärztin war nun auch Frau Kohl, die in der Rettungshundestaffel aktiv ist, anwesend. Sie schreibt über den 1.-Hilfe-Kurs einen Artikel für das Deutsche Hundemagazin und machte dafür viele Fotos. Als gegen 9.30 Uhr alle Kursteilnehmer eingetroffen waren, durften die Vierbeiner – übrigens nur Labrador Retriever – erst einmal in den Räumlichkeiten herumlaufen und alles erkunden. Als alle Platz genommen hatten, beantwortete Frau Kohl Fragen zur Rettungshundestaffel und gab nützliche Tipps zum langen Warten in der Kälte mit Hund, z. B. die Anschaffung einer faltbaren Iso-Matte.

 

Jeder Hund wurde gewogen und bekam, nach Absprache mit den Besitzern ein Leckerchen von der Tierärztin.

Frau Dr. Maul zeigte die neuersten Alternativen zu den starren Plastikkrägen, die Hunde tragen müssen, wenn sie sich z. B. nach Operationen nicht lecken dürfen. Zum Leidwesen einiger Vierbeiner durften die Krägen (zum Beispiel aufblasbare oder aus Stoff) auch anprobiert werden.

 

Bruno probiert einen Schutzkragen

 

Bild 5: Bruno probiert einen Schutzkragen

 

 

Nun ging Frau Dr. Maul auf Anfrage noch auf die Entfernung von Zecken und die große Problematik des Auffindens und der Behandlung kleiner Bisswunden ein. Danach konnten sich je zwei Kursteilnehmer mit ihren Hunden die Praxisräume genauer ansehen. Es gab auch die Möglichkeit, spezielle Fragen zum jeweiligen Hund zu stellen. Die Tierärztin sah sich bei jedem Hund kurz Zähne und Ohren an und die Besitzer durften ihn mit einem Stethoskop selbst abhören.

 

Jim steht auf dem Untersuchungstisch

 

Bild 6: Jim auf dem Untersuchungstisch

 

 

Während der Führungen wurde unter den Teilnehmern, die gerade nicht unterwegs waren, ein sprechendes Fieberthermometer mit beweglicher Spitze herumgereicht. Nach den Praxisführungen erhielt jeder eine kleine 1.-Hilfe-Tasche, die die wichtigsten Dinge, beispielsweise Verbandsmaterial, Pinzette und Zeckenzange, für Notfälle enthält.

Abschließend zählte die Tierärztin noch viele Lebensmittel (z. B. Trauben, Zwiebeln und Cashewnüsse), Medikamente (z. B. Aspirin), Pflanzen (z. B. Oleander, Drachenbaum und Thuja) und chemische Substanzen (z. B. Frostschutzmittel) auf, die ab einer bestimmten Dosis für Hunde sehr giftig sind.

 

Insgesamt hat allen Teilnehmern der 1.-Hilfe-Kurs sehr gut gefallen. Durch die Schilderung konkreter Fälle aus ihrem Praxisalltag und vieler Beispiele veranschaulichte Frau Dr. Maul die einzelnen Themen sehr gut. Sie ging auch auf alle Teilnehmerfragen gründlich ein. Es war also für jeden etwas Interessantes dabei, das er für sich und seinen Vierbeiner mitnehmen konnte. Außerdem erhält jeder Teilnehmer ein Skript, in dem er die besprochenen Themen jederzeit nachlesen kann.

 

S. Römer und Jim



Ein Artikel zu userem Erste-Hilfe Kurs in München ist im Magazin "Das Deutsche Hundemagazin" erschienen. Den Artikel " Ein ganz besonderer Erste-Hilfe-Kurs " können wir auf dieser Website veröffentlichen. Dies geschieht mit freundlicher Genehmigung der Autorin und der Gong Verlag GmbH, entnommen aus "Das Deutsche Hundemagazin", Ausgabe 02-2011. Nachbestellungen des Magazins sind beim Leserservice des Gong Verlags unter Telefon 089-27270 7586 möglich.

 



Autor: root -- 09.02.2011 9:10:58


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