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Den Berg bewusst besteigen...

...das tun in der heutigen Zeit sicherlich nur noch wenige.

    

Die meisten, so bisher auch ich, hetzen im Laufschritt über Stock und Stein und verschnaufen nur an den felsigen Passagen kurz, vielleicht noch kurz ein Gipfelfoto und schon schnell wieder runter,..

    

Gipfelfoto der ganzen Wandermannschaft  

    

Bild 1: Gipfelfoto 

    

Doch letzten Samstag hat sich bei mir Einiges verändert in der Sicht der Dinge, des bewussten Erlebens und des achtsamen Gehens auf unserer schönen Erde.Ich durfte die Bergwandergruppe von Dogxaid auf ihrer Wandertour begleiten.
Ich kam am Samstag Morgen auf der Hütte an und wurde gleich so herzlich begrüßt wie selten erlebt, jeder gab mir persönlich die Hand und so fühlte ich mich gleich „sauwohl“ .-) und top motiviert.

    

Um 9 Uhr starteten wir bei strahlendem Sonnenschein an der Giglachseehütte auf 1.955 m. Als ich mich anmeldete für die Wanderung dachte ich mir, naja Berggehn werden wir da nicht können, höchstens eine Seeumrundung vielleicht, oder auf einer Forststraße, doch da hatte ich mich sehr geirrt.

    

Lucia mit Peggy und Markus mit Melli  

    

Bild 2: Erste Schritte auf den Berg

    

Nach wenigen Minuten befanden wir uns in alpinem Gelände mit Felsen und teils schwer begehbarem Untergrund, zwar nie exponiert oder gefährlich jedoch mit hohem Anspruch und absolut notwendiger Trittsicherheit.

    

Albert, Peggy, Annemarie, Melli und Markus  

    

Bild 3: Erstes alpines Gelände


Umso erstaunter war ich mit welcher scheinbaren Leichtigkeit die Gruppe dies meisterte. Es war für mich zuerst ein ungewohnter Anblick, dass die blinden Teilnehmer sich am Rucksack eines Sehenden festhielten und so geführt wurden, weil ich mir nur schwer vorstellen konnte, dass dies länger als ein paar Minuten klappt, vor allem in einem solchen Gelände.

    

Franz, Sascha & Bruno an einer Engstelle  

    

Bild 4: Franz, Sascha & Bruno an einer schwierigen Engstelle

    

Kleine Trinkpause für Menschen und Hunde

    

Bild 5: Kleine Verschnaufpause für Menschen und Tiere 

    

Als ich jedoch nach der ersten Pause selber die Möglichkeit hatte die liebe Peggy führen zu dürfen, verstand ich langsam.

Es ist eine Teamarbeit, ein harmonisches Miteinander, eine Zusammenarbeit von Sehendem, Blindem und dem Berg, der das Team führt, leitet und aber auch vor Herausforderungen stellt, Ansprüche erhebt und nach einigen Strapazen unvergessliche Gipfelgefühle beschert.
Ich würde lügen wenn ich nicht zugäbe, dass mir der Rücken nach einiger Zeit weh tat, jedoch so unbedeutsam klein im Vergleich zu dem tollen Gefühl mal bewusst einen Weg zu gehen, auf jeden Stein zu achten, jede Erhebung zu spüren, dem Teampartner mitzuteilen und gemeinsam achtsam an Höhe zu gewinnen. Nach ein paar kleineren Trinkpausen , bei denen uns viele „normale“ Wanderer beäugt hatten und Einer uns sogar auf seinem Jagdhorn ein Lied geblasen hatte kamen wir immer näher gen Himmel.

    

Zu Anfangs unvorstellbar als „Rucksackgespann“ bis zur Ahkarscharte auf 2.314 m zu kommen waren wir umso stolzer als die Gruppe nach etwa 3 Stunden oben ankam.

    

Am Gipfel unserer Gefühle, von der Sonne begleitet , umgeben von der Bergwelt.

    

Jetzt hatten wir uns die Pause wirklich verdient, so wurden Jausen ausgepackt, untereinander geteilt und die dünne Luft genossen.


Aja..wuuffff bevor ich das jetzt ganz vergesse, natürlich waren wir in Begleitung der vier Gämsen, ähm ich meinte Hunde :-) Absolut brav und seeeehr sportlich gaben sich die vierbeinigen Begleiter. 3 Blindenführhunde und meine Hündin machten die Schladminger Bergwelt unsicher und passten auf uns Menschen auf, dass wir ja wohlbehalten oben ankamen und natürlich auch ja gerecht unsere Jause mit ihnen teilten. Meine Hündin hat zu Beginn nicht so recht verstanden was die Peggy jetzt so nah am Fraulchen sucht und dann auch noch am Rucksack, den doch eigentlich sie verwaltet .-)- Doch schon bald war die Lage geklärt und sie tobte mit den anderen Hunden herum und passte schön auf, dass keiner von der Gruppe verloren ging.

    

Lucias Leni vor blauem Berghimmel

    

 Bild 6: Leni genießt den Ausflug und das Geschehen um sie herum

    

Während der Pause suchte ich auf einem Schneefeld einen eisigen Schneeball zusammen, der dann die Runde machte und so jedem schon mal Vorgeschmack auf den Winter gab, ehe er dann, wie könnte es anders sein, einem Hundemagen zum Opfer viel.

    

Annette übergibt den Schneeball an Melli

    

Bild 7: Annette und Melli mit dem Schneeball

    

Wir machten uns dann bald auf den Rückweg, da der Giglachsee lockte  und der Abstieg doch noch einige Zeit beanspruchen würde, denn es war wahrlich alles andere als einfach auf dem felsigen Gelände guten Halt bergab zu haben. Da war wieder das Thema für mich, normalerweise laufen wir den Berg runter. Zum ersten Mal bin ich bewusst gegangen, habe gefährliche Steine im Weg bemerkt und die Schwierigkeit das Gewicht und den Körper bergab gut zu kontrollieren. Aber auch das meisterten alle absolut klasse, einige wacklige Momente gab es durchaus, aber durch Teamarbeit konnten auch diese bezwungen werden.

    

Flaches Wiesenstück auf dem Rückweg zur Hütte

    

Bild 8: Wanderer überqueren vorsichtig eine Wasserrinne durch die Bergwiese

    

Franziska und Annette vor der Kuhherde  

    

Bild 9: Franziska und Annette sind schon an den frei laufenden Kühen vorbei 

    

Um 16 Uhr kam die Gruppe nach unzähligen „gleich sind wir da“ Beschwörungen beim traumhaften Giglachsee an, wo die Hunde erst mal die spätsommerliche Badesaison nutzten und bei den Menschen ein mysteriöses, grünes, hochprozentiges Getränk die Runde machte um auf diese tolle Leistung anzustoßen.

    

 Vier Hunde vor Alex

    

Bild 10: "Mannschaft stillgesessen", klappt auch mit vier ausgetobten Hunden ..

    

 Alex und die vier Hunde

    

Bild 11: .. wobei die Hunde schon gerne auch das Würstl hätten ..

    
    

Giglachsee, Panoramafoto im Spätsommer  

    

Bild 12: Giglachsee am 7. September 2013


Das Schönste an diesem Tag war jedoch die Erfahrung, die ich machen durfte. Dieses Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen Sehenden und Blinden, die Hunde als Bindeglied zwischen Umwelt und Behinderung. Es war toll zu fühlen, dass man ZUSAMMEN alles schaffen kann, jede Schwierigkeit meistern und jedes Hindernis überwinden kann. Ich hoffe, dass es mir in Zukunft bewusst bleibt, dass nichts selbstverständlich ist und ich die „ Augen Blicke“ bewusster erleben kann.

Ich wünsche allen Mitgliedern von Dogxaid von Herzen alles alles Gute und freue mich auf ein Wiedersehen im Januar beim Schneeschuhwandern.

    

Letzte gemeinsame Brotzeit vor der Heimfahrt  

    

Bild 13: Letzte gemeinsame Brotzeit vor der Heimreise

    
    

(c) Text: Lucia Strohmeier
(c) Fotos: Alexander Spörr, Franz Stirner



Autor: root -- 18.12.2013 7:58:56


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